Alles hat seine Zeit. Bei der Grundsteinlegung von Kellerei und Wohngebäude des heutigen Weinguts Heymann–Löwenstein im Jahre 1898 wurde, der Begriff „Nachhaltig“ noch im sehr wörtlichen Sinne gebraucht. Wer damals etwas auf sich hielt und über die notwendigen finanziellen Mittel verfügte baute auf Haltbarkeit, baute für die nachfolgenden Generationen. Begriffe wie Eigenkapitalverzinsung und Abschreibungen waren eher untergeordnete Kategorien. Dafür spielten Aspekte der Bausoziologie, wie wir es heute nennen, eine große Rolle. Das Gebäude sollte schön sein, sollte etwas hermachen. Die in unserer Region üblicherweise verbauten Steine aus den umliegenden Schieferbrüchen kamen daher nur in den Tonnengewölben des Fasskellers und in Teilen der Wirtschaftsräume zum Einsatz. Der größte Teil statisch relevanter Mauern wurde mit stabilen Ziegelsteinen hoch gezogen. Und als die Fassade prägende Ecksteine und Gesimse sowie für die schmucken Rundbögen und die mit Kapitellen verzierten Säulen der Loggia wurden Sandsteine aus den unweit an der Lahn gebrochenen Sandstein dekorativ positioniert. Nicht tragende Wände wurden zwischen den Holzbalken mit Bimssteinen ausgemauert. Sie werden heute noch in der Region aus der Vulkanasche des vor 12000 Jahren ausgebrochenen Vulkans „Maria Laach“ hergestellt. Und das Dach wurde selbstverständlich mit den in der Region hergestellten Platten aus Tonschiefer gedeckt.