Viele gute Gründe, warum wir die Tradition Tradition sein lassen und unsere Reben an Spalieren wachsen.
▄ Erosion. Der im Weinberg aufliegende Kummer wandert bei der Arbeit in Falllinie immer sehr schnell talwärts und muss – müsste – sehr zeitaufwändig wieder aufgesammelt und in den oberen Terrassen verteilt werden. Der Kummer schützt vor Erosion, unterdrückt Unkraut, schützt vor Verdunstung und garantiert eine bessere Bodenkrume.
▄ Arbeitserleichterung. Immer den Berg rauf und runter zu arbeiten ist sehr ermüdend. Horizontal ist es immer noch anstrengend, aber ganz ok. Und über die Jahre bildet sich in der Zeile eine (fast) bequeme Mikroterrasse. Der Rebschnitt ist aufwändiger, da sich die Reben im Draht verranken. Aber dafür geht’s bei der Sommerarbeit doppelt so schnell von der Hand, wenn man nicht – wie beim Einzelpfahl – bei jedem Trieb überlegen muss ob er jetzt eingekürzt werden soll oder nicht, sondern ihn einfach im Drahtrahmen einstecken kann. Und bei der Weinlese schließlich können wir ggf. mehrfach durch den Weinberg laufen, um selektiv zu lesen. Bei engstehender Einzelpfahlerziehung muss, um größeren Flurschaden zu vermeiden, alles in einem Durchgang gelesen werden.
▄ Botrytis. Wenn er zum richtigen Zeitpunkt kommt und es alles in allem nicht zu viel davon gibt, sind wir glücklich, sortieren bis spät in den Abend und keltern hochwertige Auslesen. Aber…. Normalerweise kommt er zu früh oder zu spät und dann sind die Trauben einfach nur faul. Da wir gegen den Pilz keine Fungizide spritzen, setzen wir in der Bekämpfung auf Phytohygiene: Die Trauben sollen gut durchlüftet und lockerbeerig hängen, damit sich der Pilz erst gar nicht wohlfühlt. Bei einer südlichen Hangneigung können die aus westlicher Richtung kommenden Winde bei horizontaler Zeilenausrichtung die Trauben in kürzester Zeit abtrocknen. Dann der nächste große Vorteil des Drahtrahmens: Im Gegensatz zur Einzelpfahlerziehung gibt es hier so viele Blätter, dass die Traubenzone entblättert werden kann, ohne die Blattfläche zu beeinträchtigen.
▄ Assimilationsfläche. Durch geschicktes „leave management“ gelingt es uns, die Traubenqualität positiv zu beeinflussen. Sowohl das frühe Entblättern der Traubenzone wie auch das späte Einkürzen der Triebe lässt die Beeren kleiner und die Trauben lockerbeeriger werden. Aber Achtung: Beim Entblättern muss unbedingt darauf geachtet werden, das die Trauben nicht der Sonne ausgesetzt sind, damit sich der gefürchtete
▄ Petrolgeschmack nicht entwickeln kann. Trauben, die zu sehr der Sonne ausgesetzt sind, wehren sich gegen die UV-Bestrahlung, indem sie ein Pro-Carotinoid entwickeln. Und das kann sich später im Wein unangenehm als Petrolgeschmack bemerkbar machen. Auch hier hilft uns die horizontale Spaliererziehung: Bei der südlichen Ausrichtung der Weinberge wirft die Laubwand der jeweils unteren Zeile ausreichend Schatten, um die Trauben der oberen Zeile vor Sonne resp. Stress zu schützen. Aber nur dann, wenn die Zeilenabstände klein genug sind und ausreichend Reben im Weinberg vorhanden sind. Damit sind wir beim letzten Aspekt, bei der
▄ Pflanzdichte. Immer wieder wird in der Weinszene ja mit „niedrigen Erträgen von nur 50 hl/ha“ geworben. 5000 Liter Wein pro Hektar also. Aber, was normalerweise verschwiegen wird: Wie viele Reben stehen denn pro Hektar Weinberg? Die Anzahl schwankt in der Praxis zwischen 1.200 und über 12.000. Wenn über Qualität, und erst recht, wenn über Terroir gesprochen wird, lautet die Gretchenfrage: Wie ist das Wurzel-Frucht-Verhältnis? Wie viel Liter Wein liefert eine Rebe? Bei uns sind es ca. 0,5 Liter pro Rebe – und damit sind wir sehr zufrieden. Eine Engpflanzung von 10.000 Pflanzen ist natürlich auch beim Einzelpfahl möglich – bei unseren Großeltern waren es oft noch mehr. Aber sie kannten weder Sonnenbrand, noch Petrolgeschmack und Botrytis – dafür leider allzu oft unreife Trauben. Durch den Klimawandel haben wir mit der Traubenreife zum Glück keine Probleme mehr – aber wenn wir weiterhin filigrane Weine keltern wollen, müssen wir die Erziehung der Reben den neuen Rahmenbedingungen anpassen.
Aus anderer Perspektive:
Dazu passt:
Feinherber Feminismus
Video mit Kathrin Höhler
Viele gute Gründe, warum wir die Tradition Tradition sein lassen und unsere Reben an Spalieren wachsen lassen.
▄ Erosion. Der im Weinberg aufliegende Kummer wandert bei der Arbeit in Falllinie immer sehr schnell talwärts und muss – müsste – sehr zeitaufwändig wieder aufgesammelt und in den oberen Terrassen verteilt werden. Der Kummer schützt vor Erosion, unterdrückt Unkraut, schützt vor Verdunstung und garantiert eine bessere Bodenkrume.
▄ Arbeitserleichterung. Immer den Berg rauf und runter zu arbeiten ist sehr ermüdend. Horizontal ist es immer noch anstrengend aber ganz ok. Und über die Jahre bildet sich in der Zeile eine (fast) bequeme Mikroterrasse. Der Rebschnitt ist aufwändiger, da sich die Reben im Draht verranken. Aber dafür geht’s bei der Sommerarbeit doppelt so schnell von der Hand wenn man nicht – wie beim Einzelpfahl – bei jedem Trieb überlegen muss ob er jetzt eingekürzt werden soll oder nicht sondern ihn einfach im Drahtrahmen einstecken kann. Und bei der Weinlese schließlich können wir ggf. mehrfach durch den Weinberg laufen um selektiv zu lesen. Bei engstehender Einzelpfahlerziehung muss, um größeren Flurschaden zu vermeiden, alles in einem Durchgang gelesen werden.
▄ Botrytis. Wenn er zum richtigen Zeitpunkt kommt und es alles in allem nicht zu viel davon gibt sind wir glücklich, sortieren bis spät in den Abend und keltern hochwertige Auslesen. Aber…. Normalerweise kommt er zu früh oder zu spät und dann sind die Trauben einfach nur faul. Da wir gegen den Pilz keine Fungizide spritzen setzten wir in der Bekämpfung auf Phytohygiene: Die Trauben sollen gut durchlüftet und lockerbeerig hängen, damit sich der Pilz erst gar nicht wohlfühlt. Bei einer südlichen Hangneigung und können die aus westlicher Richtung kommenden Winde bei horizontaler Zeilenausrichtung die Trauben in kürzester Zeit abtrocknen. Dann der nächste große Vorteil des Drahtrahmens: Im Gegensatz zu Einzelpfahlerziehung gibt es hier so viele Blätter, dass die Taubenzone entblättert werden kann ohne die Blattfläche zu beeinträchtigen.
▄ Assimilationsfläche. Durch geschicktes „leave management“ gelingt es uns, die Traubenqualität positiv zu beeinflussen. Sowohl das frühe Entblättern der Traubenzone wie auch das späte Einkürzen der Triebe lässt die Beeren kleiner und die Trauben lockerbeeriger werden. Aber Achtung: Beim Entblättern muss unbedingt darauf geachtet werden, die Trauben nicht der Sonne ausgesetzt sind, damit sich der gefürchtete
▄ Petrolgeschmack nicht entwickeln kann. Trauben, die zu sehr der Sonne ausgesetzt sind, wehren sich gegen die UV Bestrahlung, in dem sie ein Pro-Carotinoid entwickeln. Und das kann sich später im Wein unangenehm als Petrolgeschmack bemerkbar machen. Auch hier hilft uns die horizontale Spaliererziehung: Bei der südlichen Ausrichtung der Weinberge wirft die Laubwand der jeweils unteren Zeile ausreichend Schatten, um die Trauben der oberen Zeile vor Sonne resp. Stress zu schützen. Aber nur dann, wenn die Zeilenabstände klein genug sind und ausreichend Reben im Weinberg vorhanden sind. Damit sind wir beim letzten Aspekt, bei der
▄ Pflanzdichte. Immer wieder wird in der Weinszene ja mit „niedrigen Erträgen von nur 50 hl/ha“ geworben. 5000 Liter Wein pro Hektar also. Aber, was normalerweise verschwiegen wird: Wie viele Reben stehen denn pro Hektar Weinberg? Die Anzahl schwankt in der Praxis zwischen 1.200 und über 12.000. Wenn über Qualität, und erst Recht, wenn über Terroir gesprochen wird, lautet die Gretchenfrage: Wie ist das Wurzel-Frucht-Verhältnis? Wieviel Liter Wein liefert eine Rebe? Bei uns sind es ca. 0,5 Liter pro Rebe – und damit sind wir sehr zufrieden. Eine Engpflanzung von 10.000 Pflanzen ist natürlich auch beim Einzelpfahl möglich – bei unseren Großeltern waren es oft noch mehr. Aber sie kannten weder Sonnenbrand, noch Petrolgeschmack und Botrytis – dafür leider allzu oft unreife Trauben. Durch den Klimawandel haben wir mit der Traubenreife zum Glück keine Probleme mehr – aber wenn wir weiterhin filigrane Weine keltern wollen müssen wir die Erziehung der Reben den neuen Rahmenbedingungen anpassen.
Aus anderer Perspektive:
Dazu passt: