Gesellschaftspolitische Strömungen sind oft den Denkmustern genau der Strukturen verhaftet, die sie überwinden wollen. Auch die Ökobewegung. Selbst in ihren esoterischen Varianten basiert sie auf einem linearen Denken, welches in einer Liste von erlaubten und verbotenen Mitteln und Verfahrensweisen mündet. Vieles wird jedoch dem erklärten Postulat von »nicht toxisch« und »weder synthetisch hergestellt noch systemisch wirksam« nicht gerecht. Darüber hinaus wird die Kellerwirtschaft kaum beachtet und es fehlt der Bezug auf soziale Aspekte, so dass dem Anspruch auf Ganzheitlichkeit nicht entsprochen wird. Fortentwicklung ist daher dringend geboten.
Bei Fair and Green Geht es nicht um die reine Lehre, nicht um eine Welt in Schwarz-Weiß. Nicht der eine, richtige Weg steht im Fokus sondern möglichst viele sinnvolle Lösungen für komplexe Fragestellungen. Es ist der theoretische Ansatz, der heute alle gesellschaftlichen Bereiche erfasst hat: Monokausales Denken wird durch einen systemischen Ansatz überwunden. Das Konzept fokussiert die Veränderungspoteniale für nachhaltiges Wirtschaften in allen Bereichen des Weinbaus. »Fair an Green« basiert auf der fortwährenden Diskussion über die Handlungsräume zwischen ökologischen und betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten, zwischen Weltoffenheit und Heimatverbundenheit und zwischen sozialen, religiösen und ästhetischen Bedürfnissen. Das Konzept ist transparent, flexibel und gibt den Winzern kontinuierlich neue Inputs. Kein Ablasshandel! Die jährliche Fortschreibung der Zertifikation ist an die Umsetzung der Verbesserungsvorschläge gebunden. So leistet »Fair an Green« einen wichtigen kontemporären Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen Weinkultur, zur Zukunftssicherung des deutschen Weinbaus.
Mit positiver Tendenz. Mittlerweile sind wir 75 Mitgliedern in 6 verschiedenen Ländern. Und gerade bewilligte uns das Bundesumweltministerium über 4 Millionen Euro für unser zusammen mit der Uni Geisenheim entwickeltes Projekt zu Förderung der Biodiversität im Weinbau.